Kolonialstil

Kolonialstil
Ko|lo|ni|al|stil 〈m. 1; unz.〉 Abart des mutterländ. Baustils in den Kolonien, (bes.) Abart des engl. Klassizismus

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Ko|lo|ni|al|stil, der <o. Pl.>:
vom [britischen] Mutterland geprägter, klassizistischer Architekturstil in den ehemaligen Kolonien.

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Kolonialstil,
 
im weiteren Sinn Architekturstil, wie er von einer europäischen Kolonialmacht in den von ihr kolonialisierten überseeischen Gebieten für Herrschafts- und Verwaltungsbauten bevorzugt wurde, in enger Anlehnung an die im betreffenden Mutterland gültige Stilrichtung; im engeren Sinn die englisch beeinflusste Architektur Nordamerikas seit dem mittleren 17. Jahrhundert bis zum Unabhängigkeitskrieg 1775-83. Hier entwickelte sich nach dem Vorbild des englischen Palladianismus eine klassizistische Stilform für die Landsitze der aristrokratischen Oberschicht v. a. der Ostküste, für die klare, in Ziegelstein ausgeführte Baukuben mit Werksteingliederung und Säulenportikus charakteristisch sind. 1699 wurde im Staat Virginia die Stadt Williamsburg angelegt, deren öffentliche Gebäude nach Zerstörung 1781 durch britische Truppen um 1930 als historisches Denkmal rekonstruiert wurden. Die Landhäuser und Kirchenbauten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts folgten im Wesentlichen dieser auf C. Wren zurückgehenden Richtung, wie sie die Landhäuser Stratford (1725) und Westover (1729), beide im Staat Virginia, zeigen.
 
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts folgte die Architektur der amerikanischen Kolonien dem europäischen Klassizismus. In Newport (R. I.) arbeitete der Autodidakt Peter Harrison (* 1716, ✝ 1775), dessen King's Chapel in Boston (Massachusetts) im Innenraum durch gekuppelte korinthische Säulen gestaltet ist. Mit T. Jefferson kam die klassizistische Stilrichtung vollends zum Tragen, die er während eines Europaaufenthaltes studierte und für seine Bauten nach der Unabhängigkeitserklärung weiterentwickelte. Das von ihm entworfene Virginia State Capitol in Richmond zeigt, wie die Bauten von Samuel McIntire (* 1757, ✝ 1811) und C. Bulfinch, wie sich die Architektur des Kolonialstils zwanglos in die Frühzeit der nach 1776 neu gebildeten Vereinigten Staaten von Amerika fortsetzte und auch den Bau des unter der Präsidentschaft des Architekten Jefferson vollendeten Kapitols in Washington (D. C.) bestimmte.
 
Die klassizistische Richtung der englischen Architektur findet sich in vielen Teilen des British Empire, v. a. in Indien, auch in Australien und Neuseeland, in Südafrika. Der niederländische Kolonialstil hat sich anschaulich im Kapland (kapholländischer Stil) erhalten.
 
Den Portugiesen und Spaniern bot sich mit der von ihnen eroberten »Neuen Welt« ein Einflussgebiet von bisher unbekannten Ausmaßen (lateinamerikanische Kunst).
 
 
H. Morrison: Early American architecture (New York 1952);
 P. Davies: Splendours of the Raj. British architecture in India, 1660 to 1947 (London 1985).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Kolonialstile: Verschmelzung künstlerischer Traditionen
 

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Ko|lo|ni|al|stil, der <o. Pl.>: vom [britischen] Mutterland geprägter, klassizistischer Architekturstil in den ehemaligen Kolonien.

Universal-Lexikon. 2012.

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